Man neigt leicht dazu, den Einfluß und vielleicht auch die Bedeutung der Klangwelt in der landwirtschaftlichen Praxis oder sogar im Leben überhaupt zu unterschätzen. Klang ist ein integraler Bestandteil der Identität eines jeden beliebigen Fleckens der Natur oder einer bestimmten Landschaftsszene. Wie ein menschlicher Fingerabdruck oder ein DNS hat jede einzelne Landschaft, z. B. etwa ein Weinberg, ein einzigartiges und individuelles Klangbild, eine Klanglandschaft und eine eigenständige Geräusch-Identität, die letztendlich dieses Stück Land, sagen wir, das Weingut, in einer einzigartigen und nicht-wiederholbaren Weise unterscheidet. Es versteht sich von selbst, dass solche Soundscapes oder Lautsphären in der Regel zeitlich differenziert geprägte Muster zeigen, wobei tägliche und saisonale Zyklen besonders prominent sind, aber dennoch sind diese Klangbilder immer spezifisch und unverwechselbar eigenständig.
Ein Weingut in Pollença hat zum Beispiel, bedingt durch die besondere Natur seiner ökologischen, natürlichen und geologischen Komponenten und Bestandteile, eine andere Zusammensetzung von Klängen, Tönen, akustischen Vibrationen, Geräuschen und bioakustischen Signalen als etwa ein Weingut in Banyalbufar oder ein anderes in Santanyí. Ein Weingut auf Mallorca hat einen anderen „Soundprint“ oder Klang-„DNS“ als etwa ein Weingut in La Rioja, und ein spanisches Weinfeld hat eine andere Geräuschstruktur als ein Weinberg in Frankreich oder einer in Kalifornien. Selbst ein Weingut in Santanyí wie das unsere in Son Alegre hat eine andere Klang-„Persona“ als ein Weinberg gleich nebenan, z. B. einer in Cas Concos des Cavaller.
Einige der Geräusche in einem Weingut können von uns Menschen gehört werden, wie die Klänge von Tieren, von Vögeln, vom Wind, Regen oder Donner, während andere aufgrund ihrer Tonhöhe oder Frequenz nicht vom menschlichen Ohr wahrgenommen werden können. Der menschliche Hörbereich wird normalerweise mit 20 bis 20.000 Hertz angegeben. Die Frequenz der Schallimpulse von Ameisen, Motten oder anderen Insekten kann bis zu 30.000 Hz betragen und kann daher nicht von uns gehört werden, während die Schallfrequenz von Anuranen (Frösche, Kröten, Amphibien) bis zu 6 Hz betragen kann und deshalb für uns ebensowenig wahrnehmbar ist.
Aber es gibt auch Geräusche, die von Pflanzen verursacht oder erzeugt werden, sogar von Mineralien und anderer organischer, nicht-tierischer Substanz. Auch Bäume verursachen Klänge und sollen sogar miteinander kommunizieren, genauso wie die Mykorrhiza (ein Pilzgewächs, das in Verbindung mit den Wurzeln einer Pflanze wächst), ebenso wie die Erdstruktur in der Lithosphäre und noch tiefer. Man könnte sogar soweit gehen, zu sagen, dass es auf der Erde oder im Universum gar nichts gibt, das absolut still und ohne Klang wäre. Klang definiert alles und jedes, ob wir es nun wissen und wahrnehmen oder nicht. Die menschliche Fähigkeit, Töne oder Geräusche zu hören und zu entschlüsseln, kann nicht das Kriterium sein für die Existenz von akustischen Signaturen oder von Bioakustik.
Die Soundscape ist Kernbegriff einer jungen interdisziplinären Wissenschaft, der Sound Studies, die sich mit Klangforschung, akustischer Kommunikation und Klanggestaltung befasst. Schwerpunkt der Soundscape-Forschung ist die Beziehung zwischen dem Menschen und den sich in stetigem Wandel befindenden Umweltklängen.
Unter einer Soundscape versteht man das Zusammenspiel aller akustischen Erscheinungen, die sich in einem Raum und durch diesen produzieren. Die Soundscape eines Ortes setzt sich zusammen aus Naturgeräuschen, Sprache, Arbeits- und Maschinenlärm sowie Musik. Soundscapes reichen von Klangkunst, Musik oder Sounddesign in Einkaufszentren, Flughäfen oder Büros bis hin zu Klanglandschaften von Städten, Dörfern oder Landschaften. Es können kleinste Nuancen sein, die einem Klangbild eine spezifische Charakteristik verleihen und es somit einzigartig machen.
Der Begriff „Soundscape“ taucht zum ersten Mal 1969 in der Dissertation des US-amerikanischen Architekten Michael Southworth auf. Geprägt wurde er aber von dem kanadischen Komponisten und Klangforscher R. Murray Schafer und seinen Mitarbeiterinnen Hildegard Westerkamp und Barry Truax. Murray Schafer rief 1971 das World Soundscape Project an der Simon Fraser University in Burnaby bei Vancouver ins Leben. Das WSP wird unterstützt von der UNESCO und der Donnar-Canadian-Foundation. Hauptziel war es, die Klangerscheinungen aufzuzeichnen und zu katalogisieren, um so die Veränderungen über die Jahre zu analysieren. Anhand dieser Analysen erforscht das WSP die soziologischen und ästhetischen Aspekte der akustischen Umwelt.
Mit Schafers Hauptwerk The Tuning of the World (1977) wurde der Begriff international bekannt. Deutsche Übersetzungsversuche wie „Lautsphäre“ und „Klanglandschaft“ konnten sich nicht durchsetzen.
(zitiert aus Wikipedia, vielen Dank)
Die Bioakustik bezeichnet das Forschungsfeld der Tierstimmenforschung. Sie umfasst die Erforschung der Organe der Lauterzeugung und ihre Funktionen, die Schallereignisse selbst sowie die Hörorgane und ihre Leistungen. Die Bioakustik befasst sich sowohl mit Fragen der Lauteigenschaften und ihrer Entstehung als auch mit der Informationsverarbeitung sowie deren Bedeutung und Wirkung im Zusammenleben der Tiere. Dabei werden unterschiedliche Methoden der Schallaufzeichnung und -analyse verwendet. Lautmerkmale können in der Evolutionsbiologie Hinweis auf Verwandtschaftsgrade geben und in der Verhaltensforschung auf Verhaltensweisen.
Der Begriff Bioakustik, 1942 und 1946 durch Albrecht Faber eingeführt, etablierte sich in den 1950er Jahren. 1956 wurde anlässlich einer internationalen Konferenz an der Pennsylvania State University das International Committee on Biological Acoustics gegründet. Es sollte der Koordination dienen und zentrale Archive und Austauschmöglichkeiten schaffen.
Die Lauterzeugung bei Tieren erfolgt mit verschiedenen Körperteilen.
Insekten erzeugen Laute durch die Frequenz des Flügelschlages beim Fliegen, durch Trommeln mit harten Skelettteilen auf die Unterlage oder mit speziellen Tymbalorganen. Zudem können viele Arten hörbare Laute und Ultraschall durch Stridulation, das Aneinanderreiben von Teilen ihres Chitinpanzers, erzeugen.
Vögel haben Stimmbänder, erzeugen aber auch anders Laute, wie die Spechte, die mit dem Schnabel trommeln.
Fische trommeln mit der Schwimmblase durch synchrone Kontraktionen der Trommelmuskeln.
Amphibien, wie Froschlurche können Laute im Kehlkopf (Tracheolarynx) erzeugen und haben zur Lautverstärkung Schallblasen.
Die meisten Wirbeltiere mit Luftatmung nutzen ihr Atmungssystem zur Lautbildung, ähnlich der menschlichen Lautbildung.
(zitiert aus Wikipedia, besten Dank)
Als Field Recording bezeichnet man die Aufzeichnung von nicht eigens erzeugten Klängen, natürlichen Schallereignissen oder vorgefundener Klanglandschaften außerhalb eines Tonstudios. Im engeren Sinne sind hier insbesondere Aufnahmen von Natur- beziehungsweise Umgebungsgeräuschen gemeint, die mithilfe portabler Aufnahmegeräte realisiert werden. Dies waren im 20. Jahrhundert zumeist analoge Tonbandgeräte, später Kassettenrekorder. Heute werden zumeist digitale Geräte verwendet, etwa Voice-Recorder, Laptops mit externem Bediengerät und geeigneter Software, oder dedizierte Field Recorder. Der Bereich des Field Recordings ist eng verbunden mit der technischen Phonographie, in Anlehnung an die Fotografie wird dieser Begriff daher manchmal auch synonym gebraucht. Feldaufnahmen unterscheiden sich von Aufnahmen im Studio vor allem durch den Ursprung und die Natur des Klangmaterials, durch die Technik, die äußeren Bedingungen und das Equipment.
(zitiert aus Wikipedia, Danke)
Zurück zu Son Alegre und unserem Weinberg. Wir behaupten nicht, dass die Klanglandschaften oder Geräuschwelt auf Son Alegre unseren Wein machen oder beeinflussen, aber wir sind sicher, dass es eine Wirkung und gegenseitige Beeinflussung von Allem auf Alles gibt. Die biophonen Klangspektren und der bioakustische Soundprint unseres Weinguts sind einzigartig, unterschiedlich, individuell und wirken auf unsere Weinstöcke und somit auf unsere Reben in einer ganz besonderen und außergewöhnlichen Weise, ebenso wie das unser Boden tut, der genauso einzigartig ist, wie auch die speziellen meteorologischen Bedingungen unseres Landes, genauso wie unsere ökologischen landwirtschaftlichen Praktiken und unser gesamter biodynamischer Ansatz in der Landwirtschaft. Die Geräuschwelt und der Klang machen nicht unseren Wein, aber ganz ohne Zweifel wären die Son Alegre Weine anders, wenn die Bedingungen, akustisch oder anderweitig, unter denen sie produziert werden, andersartig sein würden. Unsere Weine sind einzigartig, Punktum.
Omnis est sonus. Alles ist Klang.
Hinweis:
Die graphischen Spektrogramm-Abbildungen wurden aus dem Internet geborgt; das Copyright liegt bei www.dradiowissen.de und www.soundstudiesblog.com. Diese grafischen Bilder stellen nicht die Klanglandschaften unserer Finca bei Son Alegre oder ihres akustischen DNS dar. Die fotografischen Bilder wurden von John Hinde auf unserem Weingut in Santanyí aufgenommen.
Tot és so.